„Die Arktis glüht“ so lautet ein Artikel in der Zeitschrift Zeit und stellt eine dieser Überschrift entsprechende Abbildung und Kommentare zur Seite.
http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2016-11/klimawandel-arktis-wetter-winter-veraenderung
In meinem Artikel über das heißeste Jahr 2016 hatte ich die Problematik der Temperaturmessung in der Arktis bereits angesprochen, und will an dieser Stelle erläutern, wie es zu diesen alarmistischen Aussagen kommen kann.
Wir leben eben in einem Postfaktischen Zeitalter. Man filtert nur die Informationen, die dem eigenen Gefühl entsprechen heraus. Dabei wäre es heute ein leichtes mit wenigen Mouse Klicks zu den Fakten zu kommen.
Die Arktis ist ein Meeresbassin mit einer Tiefe bis zu 5.000 m (Durchschnittlich 1.000 m) und einem Durchmesser von mehr als 1.500 km.
Abb. 1: Der Arktische Ozean
In diesem nahezu ganzjährig von Eis bedecktem Arktischen Ozean gibt es natürlich keine erdgebundenen Wetterstationen.
Die Wetterdaten des GISS (Goddard Institute for Space Studies), Berkeley Earth, NOAA nehmen daher die wenigen Wetterstationen rings um das Arktische Meer und homogenisieren deren Daten auf einer Länge von 1.200 km! Das sieht dann so aus wie in der folgenden Abbildung, mit einer gemittelten globalen Temperaturanomalie von 0,82 °C im Dezember 2016 (NOAA). Folge: Die ganze Arktis ist gleichmäßig rot, d. h. zu warm!
https://data.giss.nasa.gov/gistemp/maps/
Abb. 2: NOAA mit 1.200 km Temperaturdaten Extrapolation
Man kann sich auf der NOAA Internetseite auch die Temperatur mit einer Extrapolation von nur 200 km ausdrucken lassen und erhält dann folgendes Bild mit global gemittelten Temperaturen für Dezember 2016 von 0,73 °C, also fast 1°C geringer!!
Abb. 3: NOAA mit 200 km Extrapolation der Temperaturdaten
Die letzte Abbildung und der Unterschied werden nicht in Pressemitteilungen hervorgehoben.
So entsteht also die Überschrift in „Die Zeit“ vom 18. November 2016:
„Die Arktis glüht“
Die Daten von GISS, NOAA und Berkeley kann man sich dann auch noch etwas plakativer darstellen lassen (Temperaturen in 2m Höhe am 23. Januar 2017).
http://cci-reanalyzer.org/wx/DailySummary/#T2
Abb. 4: Mittlere Tagestemperatur in 2m Höhe am 23. Januar 2017 mit 1.200 km Extrapolation in der Arktis.
Hierzu schreibt dann „Die Zeit“ noch den Wissenschaftlern gehen die roten Farben aus! Was für ein Blödsinn.
Die roten Farben im Diagramm zeigen immer noch eine Temperatur von -30°C an!!!!
Das lässt auch die Eis- und Schneebedeckung relativ kalt (weiße Bereiche in der folgenden Darstellung).
Abb. 5: Schnee- und Eisbedeckung am 23. Januar 2017 relativ zum langjährigen Mittel 1979 bis 2000
Stellt man für den 23. Januar 2017 noch die Temperaturanomalien dar, so ergibt sich folgendes Bild. Zu warm in Teilen der Arktis, zu kalt in anderen Teilen der Arktis, Alaska, Grönland und Ostsibirien sowie Mittel- und Südeuropa.
Abb. 6: Tagesmittel der Temperaturanomalien in Relation zum Mittel der Jahre 1979 bis 2000 am 23. Januar 2017
Richtig ist, dass es global wärmer ist als im langjährigen Mittel. Aber die Darstellungen hier sind nur eine Momentaufnahme, es handelt sich also um Wetter und hat noch nichts mit Klima zu tun. Dazu muss man längere Zeiträume betrachten und das soll im Folgenden dargestellt werden.
In der nächsten Abbildung sind die Temperaturdaten der erdgebundenen und längerfristig in Betrieb gewesenen Wetterstation bis 2015 rund um die Arktis dargestellt.
(Folgende Graphiken: http://www.climate4you.com/)
Abb. 7: Erdgebunden Wetterstrationen rund Antarktis 1880 bis 2015
(von oben nach unten: Fairbanks, Nuuk, Akureyri, Svalbard, Ostrov Dikson, Hatanga)
Bis auf Svalbard von -8°C auf -2°C kann man eigentlich keinen deutliche Temperaturerhöhung über diesen langen Zeitraum erkennen.
Die Temperaturen 2016 können natürlich durch den El Nino und Tele-Auswirkungen auch in Arktis und sowieso Antarktis beeinflusst werden.
Nun können wir heute ja auch auf die Satellitenmessungen UAH und RSS zurückgreifen.
Allerdings geben diese nur Temperaturdaten der unteren Troposphäre bis etwa 85 Grad N/S an, denn die Messungen werden über Eisflächen relativ ungenau.
Abb. 8: Arktis/Antarktis Temperaturanomalien 1979 bis Dezember 2016, 60 Grad N/S bis 85 Grad N/S (UAH, oben), bis 82,5 Grad N/S (RSS, unten)
Die Temperaturdaten der HadCRUT4, die sich nicht nur auf erdgebundene Wetterstationen berufen, sondern auch Satellitenmessung, Daten von Bojen und Wetter Ballonen, Schiffen berücksichtigen sind wesentlich zuverlässiger als GISS/NASA, Berkeley Earth.
Die Temperatur-Anomalien für die Arktis (70 Grad N bis 90 Grad N) sind in der nächsten Abbildung zu sehen (Graphik: http://www.climate4you.com/).
Abb. 9: Temperatur Anomalien von HadCRUT4 für 70 Grad bis 90 Grad N von 1920 bis Oktober 2016
Eine Temperaturerhöhung verglichen mit den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts ist auch beim besten Willen (für die Alarmisten) nicht zu erkennen.
Wie eingangs gesagt:
Die „Zeit“ und die anderen ins gleiche Bockshorn trompetenden Zeitschriften leben klimatologisch offensichtlich im Postfaktischen Zeitalter!
Denn die Fakten sind nur einen Mouse Klick entfernt!
Die Arktis glüht wohl nur in einigen zu heißen Köpfen!
RL
PDF: temperaturmessung-in-der-arktis
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